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BOLZANO FILM FESTIVAL BOZEN: Die Gewinnerfilme

Preis des Landes Südtirol für den besten Film und Preis der Stiftung Südtiroler Sparkasse Bozen für die beste künstlerische Leistung (in den Kategorien: Regie, Drehbuch, Montage, Kamera, Ton, Schauspiel und Musik) des Wettbewerbs

Die internationale Jury bestehend aus Eva SangiorgiViola Shafik, Alessandra Thiele, Patrick Wellinski und Franz Rodenkirchen vergibt folgende Preise: 

BESTER FILM (dotiert mit 7.000 Euro) an Ivo von Eva Trobisch (DEU/AUT, 2024)
Begründung: Wie navigiert man den dünnen Raum zwischen privat und professionell? Zwischen Leben und Tod? Der Gewinnerfilm erkundet diese Fragen mit einer intelligenten und präzisen Mise-en-scène und beschreibt nuanciert die vielfältigen sozialen Realitäten einer ganzen Gesellschaft im Wartezustand. So entsteht eine Welt, in der keiner Angst vor dem Tod hat, aber alle fürchten das Leben.

BESTE KÜNSTLERISCHE LEISTUNG (Regie und Buch, dotiert mit 5.000 Euro) an Mit einem Tiger schlafen von Anja Salomonowitz (AUT, 2024)
Begründung: Ein Leben erzählen. Das klingt so einfach, ist es aber häufig nicht. Der Gewinnerfilm schafft es, die herausfordernde Aufgabe zu meistern, in dem er ein ungeschöntes, komplexes Porträt eines kämpferischen Künstlerinnenlebens auf kreative, innovative Art erzählt. So werden aus Gemälden auf wundersame Weise Szenen einer einzigartigen Künstlerinnenexistenz, ausgestattet allein durch die ganze audiovisuelle Klaviatur-Kunst des Kinos.

SPEZIALPREIS DER JURY (dotiert mit 3.000 Euro) an While the Green Grass Grows von Peter Mettler (CHE/CAN, 2023)
Begründung: Bilder vom zyklischen Werden und Vergehen. Meditative Bilder über die großen und kleine Zeitläufe, die der Regisseur auch auf seine Biographie zurückwirft. Essayistisch entfaltet unser Preisträgerfilm eine Reihe von Erfahrungen über Verlust, Liebe und Heimat, die sich nicht aufdrängen und einen Raum öffnen für uns eigenes Seherlebnis.

LOBENDE ERWÄHNUNG 
Puan von Maria Alchè und Benjamin Naishtat (ARG/ITA/DEU/FRA/BRA, 2023)
Die Jury will eine lobende Erwähnung aussprechen für einen Film, der den drängenden Fragen der Welt mit einer humorvollen Leichtigkeit begegnet und aktuelle soziale Konflikte, das Spannungsfeld von Revolution und Stillstand philosophisch gewitzt auf den Punkt bringt. Kurzum: Ein Film, der uns Mut macht, sich für eine bessere Welt einzusetzen.

Publikumspreis der Stadt Bozen
Der Film, für den die meisten Stimmen abgegeben wurden, ist My Stolen Planet von Farahnaz Sharifi (DEU/IRN, 2024). Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert.

Preis der Euregio Young Jury (Tirol, Südtirol und Trentino)
Der von der Schüler*innenjury, bestehend aus Ida LechnerAnton LutzRemo SteinleChiara CerraStefania PedrottiElena ProRiccardo SolaAdam Dalpiaz und Milla Isabel Pedron mit den Tutor*innen Arnold Schnötzinger und Maria Rita Lupi, verliehene PREIS DER EUREGIO YOUNG JURY geht an And the King Said, What a Fantastic Machine von Maximilian van Aertryck und Axel Danielson (SWE/DNK, 2023).
Begründung: Wir, die neun Mitglieder der Euregio Jury 2024, haben uns nach intensiven Diskussionen für jenen Film entschieden, der die heutige Gesellschaft am besten repräsentiert. Der ausgewählte Film behandelt die Entwicklung und die damit verbundenen Probleme der Digitalisierung. Dies wird betont durch den ständigen Wechsel zwischen Realität und virtueller Welt. Von Anfang an hat die Fotografie eine Illusion erzeugt, jedoch wurde diese zu unserer Realität. Wir entfremden uns von der Wirklichkeit, um uns hinter ihrem Abbild zu verstecken.
Der prämierte Film wird Teil des zukünftigen KINO & SCHULE-Schulprogramms sein und in verschiedenen Schulen in Bozen, Innsbruck und Trient im Beisein der Regisseure präsentiert werden, wobei die Kinder selbst die Vorführung moderieren werden.

LOBENDE ERWÄHNUNG
Einhundertvier von Jonathan Schörnig (DEU, 2023)
Die Entscheidung der Jury war sehr knapp. Daher möchten wir eine lobende Erwähnung an den Film „Einhundertvier“ von Jonathan Schörnig aussprechen. Dieser Film hat uns aufgrund der authentischen und emotionalen Darstellung des Themas Immigration besonders beeindruckt.

Spezialpreis Dolomiten UNESCO
Die Jury der UNESCO Dolomiten Stiftung bestehend aus Leo Hilpold (Autonome Provinz Bozen), Walter Angonese (UNESCO Dolomiten Stiftung), Ingrid Beikircher (AVS Alpenverein Südtirol), Claudio Sartori (CAI Südtirol), Dorothea Vieider (Filmclub) hat sich nicht auf die Vergabe des Spezialpreises Dolomiten UNESCO Welterbe geeinigt.

IDM Film Commission Südtirol Award für den besten  EUREGIO-Langfilm und den besten EUREGIO-Kurzfilm
Die FILMCLUB Jury 2024 bestehend aus Damiano FaccenniniJasmin KhlifiManuela MonsornoRichard NiederkoflerAntonia StichJosef Tetter und Carlo Zanella mit dem Tutor Gustav Hofer vergeben folgende Preise: 

BESTER EUREGIO-LANGFILM (dotiert mit 2.000 Euro) an Immer verzeihen von Gabriele Borghi und Davide Grotta (ITA, 2023)
Begründung: Der diesjährige IDM Film Commission Südtirol Award für den BESTEN EUREGIO-LANGFILM wird einem Werk verliehen, welches Archivbilder und lebendige Szenen verwebt. Dieser Film lädt zur Entdeckung von Ironie und Vergebung als Mittel zur Heilung ein und zeichnet ein tief berührendes Bild einer Generation. Die Wechselwirkung von Gefühlen und Emotionen sowie die Natürlichkeit, mit der das Drehbuch gestaltet ist, verleihen dem Film seinen besonderen Wert. 

BESTER EUREGIO-KURZFILM (dotiert mit 1.000 Euro) an Those next to us von Bernhard Hetzenauer (AUT/DEU/MEX/CHE, 2023) 
Begründung: Der von uns gewählte Kurzfilm bietet einen eindringlichen Blick durch Bilder und zeigt vermeintlich anonyme, scheinbar unschuldige Realitäten, die im Gegensatz zu einer erzählenden Stimme stehen, die uns in eine grausame Welt führt. Dieser Kurzfilm hat es geschafft, eine Geschichte zu erzählen, die mit kraftvollen Bildern und starken Emotionen berührt hat.

Ehrenpreise für eine herausragende Filmkarriere
In Zusammenarbeit mit dem Verkehrsamt der Stadt Bozen wurden die zwei EHRENPREISE FÜR EINE HERAUSRAGENDE FILMKARRIERE während des Festivals an Yervant Giannikian und Angela Ricci Lucchi und an die Produktionsfirma Vivo film von Gregorio Paonessa und Marta Donzelli verliehen.

Vorstellung des neuen Weiterbildungsprogramms MASO!

Der Kurzfilm steht im Mittelpunkt des neuen Weiterbildungsprogramms MASO für Filmschaffende aus der ganzen Welt, das von IDM Film Commission Südtirol, dem Bolzano Film Festival Bozen BFFB, den Kulturabteilungen der Autonome Provinz Bozen und weiteren europäischen Partnern wie dem Talents and Short Film Market, Nordnorsk Filmsenter oder dem FilmCamp Norway ins Leben gerufen wurde. Das Projekt soll besonders Filmschaffende aus unterrepräsentierten gesellschaftlichen Gruppen und Minderheiten erreichen und die ausgewählten Teams in der Entwicklung, Umsetzung und im Vertrieb ihres Films unterstützen. MASO wird während der BFFB Industry Days gelauncht und im Rahmen des MASO! SHORT FILM DAY am 16. April, 11 Uhr, vorgestellt.

Wir danken den offiziellen Partnern von MASO #1 für die Unterstützung und Zusammenarbeit:
BMKOES – Federal Ministry Republic of Austria for Arts, Culture, the Civil Service and Sport (Austria); WKO – Austrian Economic Chambers (Austria), Ciclic Centre-Val de Loire (France); GEWÄCHSHAUS – Verein zur Förderung von Diversität im Film; Hessen Film & Medien GmbH (Germany); Fondo Audiovisivo Friuli Venezia Giulia (Italy); FilmCamp Norway AS (Norway); North Norwegian Film Centre (Norway); IDM Film Commission Südtirol (Italy); Kulturabteilungen der Autonome Provinz Bozen (Italy); BFFB – Bolzano Film Festival Bozen (Italy); ZeLIG – School for Documentary, Television and New Media Bozen/Bolzano (Italy); Free University of Bozen-Bolzano (Italy)

Ehrenpreise für eine herausragende Filmkarriere

Die zwei Ehrenpreise für eine herausragende Filmkarriere des BOLZANO FILM FESTIVAL BOZEN werden in diesem Jahr dem Regieduo Angela Ricci Lucchi und Yervant Gianikian sowie der Produktionsfirma Vivo film von Marta Donzelli und Gregorio Paonessa verliehen. 
 
Wie werden Auszeichnungen für die Karriere vergeben? Und warum?“ fragt Vincenzo Bugno, künstlerischer Leiter des BFFB 37: „Ich denke, dafür gibt es sehr unterschiedliche Gründe. Einerseits die Wertschätzung, der offensichtliche Ruhm und das Bedürfnis, die berufliche und künstlerische Arbeit bekannter Persönlichkeiten zu würdigen und hervorzuheben. Andererseits der absolut subjektive und fast emotionale Aspekt bei der Wahl dieser Menschen, denen wir uns aufgrund dessen, was sie in unserem Leben darstellen, nahe fühlen. Yervant Gianikian undAngela Ricci Lucchi: Es gibt etwas in Ihrer Arbeit, das uns tief bewegt. Noch nie waren wir so überzeugt von der Bedeutung von Geschichte, von der Bedeutung der oft verdrängten Vergangenheit, einer Zeit der Komplexität, die wir dramatisch zu vereinfachen neigen, und die Sie uns spüren ließen und lassen. Sie machen sie dank der Kohärenz und der Strenge Ihrer künstlerischen Recherche mit dem Herzen sichtbar. Gregorio Paonessa und Marta Donzelli: Wir danken Ihnen für Ihre Arbeit, Ihre professionelle Ernsthaftigkeit, Ihr Engagement, Ihre Ehrlichkeit und dafür, wie Sie das Wachstum und die Entwicklung neuer Talente im Kino ermöglicht haben.“

Angela Ricci Lucchi und Yervant Gianikian (c) Pino Guidolotti
Yervant Gianikian und Angela Ricci Lucchi – zwei originelle und außergewöhnliche Figuren im Bereich Kino und bildende Kunst
Die Filmemacherin Angela Ricci Lucchi und der Filmemacher Yervant Gianikian waren bis zum Tod der Regisseurin Arbeits- und Lebensgefährten. Yervant Gianikian erweckt sie in seinen jüngsten Filmen wieder zum Leben und wird stellvertretend für das Künstlerduo in Bozen den Preis für das herausragende Filmwerk entgegennehmen.
 
Yervant Gianikian (1942) wurde als Sohn eines armenischen Vaters und einer italienisch-österreichischen Mutter in Meran geboren. Nach dem Besuch des armenischen Internats in Venedig studierte er in derselben Stadt Architektur. Angela Ricci Lucchi (1942 – 2018), geboren in Lugo di Romagna, studierte in Österreich Malerei bei Oskar Kokoschka und lernte Anfang der 1970er Jahre in Venedig Yervant Gianikian kennen, mit dem sie eine emotionale und künstlerische Verbindung einging, die bis zu ihrem Tod im Jahr 2018 andauerte. Als Schlüsselfiguren des Avantgarde-Kinos haben sie gemeinsam eine intensive künstlerische Produktion ins Leben gerufen, die sie seit den Vorführungen der „parfümierten Filme“  der ersten Stunde als Protagonisten auf den wichtigsten Festivals in Italien, London und den Vereinigten Staaten gesehen hat.

Seit den 1980er Jahren konzentriert sich ihre Arbeit auf die Manipulation vorhandener Filme mit Hilfe von Found-Footage-Material, mit besonderem Augenmerk auf Bilder aus der Kriegs- und Kolonialzeit, die sie einer Reihe von Transformationen unterziehen. Sie bezeichnen diese als „analytische Kamera“, um Kunstobjekte zu schaffen, die die Hierarchie der Bilder untergraben und die dunklen und weniger bekannten Seiten der Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts erzählen. Die Arbeiten von Gianikian und Ricci Lucchi waren Gegenstand von Retrospektiven und Ausstellungen in der ganzen Welt. Im Jahr 2015 gewannen sie den Goldenen Löwen auf der Biennale von Venedig für ihre Teilnahme am armenischen Pavillon und den Preis der FIAF – International Federation of Film Archives.
 
„Nach den anfänglichen, von der Konzeptkunst beeinflussten Arbeiten, die sich um die Idee der Katalogisierung, der Assoziation – von Objekten, aber auch von Ideen und Empfindungen – drehten, nahm das Werk von Yervant Gianikian und Angela Ricci Lucchi Gestalt an, immer in einer konstanten formalen Spannung zur Lektüre des „filmischen Verdrängten“ und der Analyse von bereits vorhandenem Material. Angefangen bei der Aufarbeitung alter dokumentarischer Archive bis hin zu Filmen über den Krieg oder die Übermacht einer Kultur über eine andere haben es die beiden Regisseure verstanden, über die rein ästhetische oder nostalgische Dimension hinauszugehen, die mit der Verwendung von „Found Footage“ verbunden ist, um ihre Filme in Werkzeuge der Erkenntnis und Kritik zu verwandeln, die in der Lage sind, die von der Kamera überlieferte „Wahrheit“ zu hinterfragen. In den jüngsten Werken, die Yervant Gianikian seiner verstorbenen Weggefährtin gewidmet hat, wird dies auf eine persönliche und emotionale Weise beleuchtet.“ unterstreicht Filmkritiker Paolo Mereghetti, der für die Preisverleihung und ein Gespräch mit Yervant Gianikian in Bozen sein wird.
 
Während des Festivals werden sechs Filme der Autoren gezeigt: Ritorno a Khodorchur: Diario Armeno (1986), Lo specchio di Diana (1996), Images d’Orient – Tourisme vandale (2001), Oh! Uomo (2004), Pays barbare (2013), I diari di Angela – Noi due cineasti. Capitolosecondo (2019) und Frente a Guernica (2023).

Gregorio Paonessa und Marta Donzelli von Vivo film (c) Riccardo Ghilardi
Vivo film von Marta Donzelli und Gregorio Paonessa – Schmiede für neue Kinotalente
„Die Hingabe, Leidenschaft, das Können und Feingefühl, mit dem Marta Donzelli und Gregorio Paonessa Stoffe entwickeln und Filmemacher/-innen begleiten, sind einzigartig. Mit ihrem großen Vertrauen in den Filmstandort Südtirol und seine Talente von der Gründung der IDM Film Commission bis heute haben sie einen großen Beitrag zum positiven Imageaufbau von Südtirol als Filmstandort auf nationaler und internationaler Ebene geleistet.“ So beschreibt Birgit Oberkofler, Head Film Commission von IDM Südtirol, den Modus Operandi der Gründer von Vivo film.
 
2004 gründeten Marta Donzelli und Gregorio Paonessa in Rom Vivo film, eine unabhängige Produktionsfirma mit einem Katalog von über 60 Dokumentar- und Spielfilmen, die von den renommiertesten internationalen Festivals ausgewählt und ausgezeichnet wurden. Vivo film hat unter anderem Werke von Pierre Bismuth, Laura Bispuri, Jean Louis Comolli, Emma Dante, Pippo Delbono, Andrea De Sica, Abel Ferrara, Michelangelo Frammartino, Miguel Gomes, Jennifer Fox, Claudio Giovannesi, Francesco Lagi, Diego Lerman Shirin Neshat, Susanna Nicchiarelli, Nelo Risi, Corso Salani und Daniele Vicari produziert.
 
Das Produktionsduo Marta Donzelli und Gregorio Paonessa gewannen den Ciak d’oro für Le Quattro Volte. Sie erhielten zwei Nastri d’Argento-Nominierungen für Nico, 1988 und Figlia Miasowie zwei David Donatello-Nominierungen für Le Quattro Volte und Nico, 1988. Im Jahr 2021 gewannen sie den David di Donatello als bester Produzent für Miss Marx. Derzeit ist Vivo film unter anderem an der Postproduktion von Miguel Gomes‘ Grand Tour und Andrea Segre’s neuem Spielfilm über das Leben von Enrico Berlinguer beteiligt.
 
Die beiden von Vivo film für das BFFB-Programm ausgewählten Filme sind: Nico, 1988 von Susanna Nicchiarelli (2017) und Vergine giurata von Laura Bispuri (2015).
 
Die Preise des BOLZANO FILM FESTIVAL BOZEN in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsamt der Stadt Bozen werden von Birgit Oberkofler und Paolo Mereghetti während der 37. Ausgabe des Festivals, die vom 12.4. zum 21.4.2024 stattfindet, verliehen.

37. BOLZANO FILM FESTIVAL BOZEN: Eröffnungs- und Abschlussfilm stehen fest

ERÖFFNUNGS- UND ABSCHLUSSFILM STEHEN  FEST: „Blind Husbands“ (R: Erich von Stroheim) und „Linda veut du poulet!“ (R: Chiara Malta und Sébastien Laudenbach)

Das 37. BOLZANO FILM FESTIVAL BOZEN wird mit dem Film Blind Husbands (Die Rache der Berge) von Erich von Stroheim auf drei Leinwänden gleichzeitig und mit Live-Musik-Begleitung in Zusammenarbeit mit dem Südtirol Jazzfestival Alto Adige eröffnet. Das Finale bildet in diesem Jahr der Animationsfilm Linda veut du poulet! (Linda will Hühnchen!) von Chiara Malta und Sébastien Laudenbach.

Den offiziellen Auftakt zum Bolzano Film Festival Bozen am Freitag, den 12. April 2024 gibt der Stummfilm Blind Husbandsvon Erich von Stroheim aus dem Jahr 1919. Am Eröffnungsabend wird gleichzeitig in den drei Sälen des Filmclubs Bozen die vom Österreichischen Filmmuseum restaurierte und viragierte Version des Regiedebüts Stroheims als italienische Erstaufführung mit Live-Musik-Begleitung gezeigt. 

In diesem Beziehungsdrama – das laut Reclams Filmführer aus dem Jahr 1973 „die Frustration der Frauen durch die Ignoranz der Männer“ ins Scheinwerferlicht setzt – steht der Regisseur selbst in der Rolle des Offiziers und Frauenhelden Erich von Steuben vor der Kamera. Der Film, der dem Bergführer Sepp Innerkofler gewidmet ist, wurde in den Universal Studios vor einer Kulisse der Dolomiten von Cortina d’Ampezzo gedreht und war damals ein großer Erfolg. 
1982 erhielt das Österreichische Filmmuseum in Wien eine 35mm Positivkopie aus Nitrocellulose der deutschsprachigen Fassung, die die Originalversion um etwa 7 Minuten überschritt. Sie zeigt sowohl längere Aufnahmen der einzelnen Einstellungen als auch neue Szenen, die in der amerikanischen Version herausgeschnitten worden waren. Das Österreichische Filmmuseum hat den Film restauriert und nach dem continuity script des Originals in Farbe und Szenenlänge rekonstruiert sowie die originalen Zwischentitel der amerikanischen Version eingefügt. 


Die Neuvertonung durch das Österreichische Filmmuseum hingegen feierte ihre internationale Premiere 2022 in der Hamburger Elbphilharmonie, die dem neuen Soundtrack einen gebührenden akustischen Rahmen bot.
Nun wird der Film auch in Bozen mit Live-Musik begleitet. Hierzu äußert sich der Präsident des Südtirol Jazzfestival Alto Adige Stefan Festini Cucco: „Wir sind sehr erfreut bei der Eröffnung des BFFB mitwirken zu können und haben die Herausforderung geeignete Musik für eine live-Vertonung von Blind Husbands zu finden gerne angenommen. Der Film ist dynamisch, abwechslungsreich und mit 1 Stunde und 40 Minuten länger als ein übliches Jazz-Konzert. Für die Musikerinnen und Musiker bedeutet das viel Raum, den sie alternierend mit strukturierten und improvisierten Parts füllen werden. Durch die diesjährige Zusammenarbeit der beiden Festivals könnte durchaus ein künstlerisches Projekt entstehen, das infolge auch andernorts aufgeführt wird.“ 

Vincenzo Bugno, künstlerischer Leiter des Bolzano Film Festival Bozen, unterstreicht: „Ich stelle mir Geschichte nicht als eine unbewegliche Vergangenheit vor, sondern als eine dynamische Dimension, mit der wir in Dialog treten und die wir neu interpretieren können. Es geht um die Geschichte, aber auch die Geschichte des Kinos. Deswegen bin ich begeistert und berührt von dieser Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Filmmuseum in Wien und dem Jazzfestival Südtirol. Die Live-Musik wird uns die Gelegenheit geben, Blind Husbands mehr als ein Jahrhundert nach seiner Produktion, neu zu erleben. Sie wird  unerwartete Assoziationen und Emotionen hervorrufen, sowohl für diejenigen, die den Film bereits kennen, als auch für diejenigen, die sich diesem Stummfilmwunder zum ersten Mal nähern.“ 

Wie bereits im letzten Jahr wird das Festival mit einem Animationsfilm abgeschlossen. Das diesjährige Finale des BFFB 37 wird mit Linda veut du poulet! (Linda will Hühnchen!) von Chiara Malta und Sebastien Laudenbach gefeiert. Der Film erzählt die Geschichte der Beziehung eines achtjährigen Mädchens zu ihrer Mutter und dank eines Lieblingsgerichts – Paprikahuhn – auch zu ihrem verstorbenen Vater. Er zeigt die Welt wie sie von Kindern gesehen wird mit Humor, Sensibilität und Gedankenfreiheit. Linda veut du poulet! (Linda will Hühnchen!) gewann den Cristal für den besten Spielfilm beim Animationsfilmfestival von Annecy und den Preis für das beste Drehbuch des internationalen Spielfilmwettbewerbs des Torino Film Festivals 2023.

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